von Susanne Wimmer
Schule schwänzen –wer dabei an Schüler und SchülerInnen denkt, die an einem warmen Junitag kurz vor den Sommerferien doch lieber ins Freibad gehen, der vergisst die ca. 5.000 SchülerInnen, die jährlich in Österreich die Schule abbrechen und damit Gefahr laufen, an den Rand der Gesellschaft zu rücken.
Das gelegentliche unentschuldigte Fernbleiben vom Unterricht ist mit Drop-out nicht vergleichbar, doch kann es, abhängig von der Ursache, ein erster Schritt zum Schulabbruch sein, gestaltet sich doch der Weg dahin oft prozesshaft.
Die gute Nachricht: es ist in jedem Stadium möglich, zu intervenieren und zu helfen, die Jugendlichen wieder in die Bildungswelt zu inkludieren – am besten so früh wie möglich, am allerbesten präventiv durch professionelle Risikoeinschätzung.
Das setzt eine Sensibilität für gefährdete SchülerInnen und ein Erkennen von möglichen Anzeichen voraus. Gezielte Störungen im Unterricht, Teilnahmeverweigerung, gedankliche Abwesenheit oder Änderungen im Sozialverhalten können schon eine Drop-out-Gefährdung bedeuten und eine behutsame Intervention durch ProfessionistInnen erfordern. Vermehrt auftretendes unerlaubtes Fernbleiben von der Schule und längere Absenzen weisen bereits auf ein höheres Risiko eines Schulabbruchs hin.
Welche Ursachen auch dem Unterrichts -und Schulabsentismus zu Grunde liegen, bei der Problemerkennung hilft der Gedanke Dr. Anja Oemes, dass SchülerInnen das Fernbleiben aus subjektiv sinnvollen Gründen als Handlungsalternative wählen*) . So macht es für eine/n SchülerIn Sinn, den Klassenkasperl zu spielen, damit niemand merkt, dass er/sie in diesem Fach den Anschluss verloren hat, oder einem Konflikt aus dem Weg zu gehen (sei es mit KlassenkollegInnen oder Lehrkräften), oder zu Hause auf die kleine Schwester aufzupassen, damit die prekäre Familiensituation nicht vollends kippt.
Schulsozialarbeit kann dabei helfen, aus einer individuellen Situation notwendige Schritte zur Problemlösung zu sehen: genügt ein Gespräch? Braucht der junge Mensch eine bessere Lernumgebung, lernspezifische Trainings, familiäre Ressourcen, diagnostische Abklärung, Stärken fördernde Freizeitangebote? Dazu gehört auch intensive Beratungsbeziehungsarbeit, damit sich der/die Schülerin öffnet und über die wirkliche Ursache spricht sowie in der Folge die Lösungsschritte mitträgt und umsetzt.
Wichtig für alle Beteiligten wäre ein Meldesystem zur Prävention, um möglichst früh Maßnahmen bei Risikoanzeichen zu ergreifen.
Zusammenfassend gilt: je früher eine drop-out-Gefährdung erkannt wird, je intensiver auf die subjektive individuelle Situation der/des SchülerIn eingegangen wird und je besser die Kooperation zwischen LehrerInnen und Schulsozialarbeit funktioniert, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, gefährdeten Jugendlichen wieder zu ihrem Menschenrecht auf Bildung zu verhelfen und damit eine Chancengleichheit für ihren weiteren Lebensweg zu erfahren.
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Info :
Der Verein Young führt ab 2010 im Rahmen des Bundesprojektes "Schulsozialarbeit in Österreich" für Niederösterreich Schulsozialarbeit mit dem Schwerpunkt "Drop-out Prävention" durch: von 2010 –2017 an Neuen Mittelschulen, seit 2011 an Handelsschulen.
Kontakt und weitere Info: DSA Mag.a(FH) Margot Müller, margot.mueller@young.or.at, Tel.: 0664/80981-102
*) Müller, Margot: Schulabsentismus – Schulverweigerung – Schulabbruch, Multiprofessionelle Zusammenarbeit als Lösungsansatz, Reihe Humanwissenschaften – AV Akademikerverlag, Saarbrücken, Mai 2014